Naturnahe und Naturferne Ökosysteme
Im Kontext von Ökosystemen und Naturschutz fallen häufiger die Beschreibungen "naturnah" und "naturfern". Aber was bedeuten die beiden Begriffe, und welche Aussagen treffen sie über eine Fläche? Dieser Fragen wird in diesem Blogbeitrag auf den Grund gegangen! Grundsätzlich werden die beiden Begriffe verwendet, um den Grad der Nähe oder Ferne eines bestimmten Bereichs zu einer natürlichen Umgebung oder zur ursprünglichen Natur zu beschreiben. Allgemein lassen sich die beiden Bedeutungen als Gegensatz verstehen.
Naturferne Ökosysteme
Eine Fläche oder ein Ökosystem wird als "naturfern" betrachtet, wenn es erheblich von der ursprünglichen Natur abweicht oder der Bereich stark von menschlichem Eingriff geprägt ist. Diese Eingriffe können Landnutzungsänderungen, intensive Landwirtschaft, Urbanisierung,industrielle Entwicklungen und weitere menschliche Aktivitätenumfassen. Damit zusammenhängend weisen naturferne Ökosysteme oftmals eine geringen Artenvielfalt und einer niedrigen ökologischen Integrität auf.
Die Stadt - ein klassisches Beispiel eines naturfernen Ökosystems
Beispiele für naturferne Ökosysteme
Urbanisierte Gebiete
Städte und eng besiedelte Vororte sind typischerweise naturfern, da sie eine hohe Bevölkerungsdichte, viel versiegelte Flächen und wenig natürliche Vegetation ausweisen.
Industrieregionen
Gebiete mit großen Fabriken, Raffinierien oder Bergbauanlagen sind ebenfalls stark von menschlichen Aktivitäten und den Umweltauswirkungen der Industrie geprägt.
Veränderte Wälder
Gerodete, umgewandelte oder durch Monokulturen ersetzte Wälder werden ebenfalls als naturfern beschrieben, da der menschliche Eingriff in diesen Ökosystemen sehr hoch ist. Darunter zählen aber auch Wälder, die durch invasive Arten beeinträchtigt sind. Das hängt damit zusammen, da das natürliche Gleichgewicht innerhalb der Wälder durch nicht beheimatete Arten gestört wird.
Agrarlandschaften
Auch die Landwirtschaft kann, obwohl sie sich mit Natur und Land beschäftigt, naturfern sein. Insbesondere große landwirtschaftliche Gebiete, die intensiv bewirtschaftet werden (bspw. Monokulturen, industrielle Viehzucht oder der Einsatz von Pestiziden und Düngemiteln sind oft naturfern. Denn diese Landschaften weisen in der Regel eine geringere Artenvielfalt auf und sind stark durch menschlicheAktivitäten geprägt.
Entwässerte Feuchtgebiete und Wasservorkommen
Feuchtgebiete wie beispielsweise Moore, die durch Entwässerung und Landgewinnung verändert wurden, gelten als naturfern, da die ökologischen Funktionen des Ökosystems gestört werden. Ähnlich geht es gestauten Flüssen und Seen, da das natürliche Fließverhalten des Gewässerns verändert wird. Dies widerrum hat weitreichende Auswirkungen auf die aquatische Umwelt.
Gestaute Flüsse können ihrem natürlichen Wasserverlauf nicht folgen
Naturferne Ökosysteme weisen häufig ökologische Herausforderungen wie den Verlust von Artenvielfalt, Umweltverschmutzung und die Fragmentierung von Lebensräumen auf. Um diese Herausforderungen zu lösen ist eine Möglichkeit, sich durch verschiedene Maßnahmen wieder dem naturnahen Zustand anzunähern.
Naturnahe Ökosysteme
Ein Gebiet wird hingegen als "naturnah" beschrieben, wenn es in räumlicher, struktureller und funktioneller Hinsicht eng an natürliche Ökosysteme angelehnt ist oder sich diesen annähert. Daher sind sie dadurch gekennzeichnet, dass sie wenig bis garnicht von menschlichen Eingriffen beeinflusst wurden und viele natürliche und ursprüngliche Merkmale wie beispielsweise eine hohe Artenvielfalt oder eine hohe Resilienzgegenüber Umwelteinflüssen aufweisen.
Beispiele für naturnahe Ökosysteme
Primärwälder
Primärwälder sind Wälder, die entweder seit sehr langer Zeit nicht mehr oder noch nie gerodet oder intensiv bewirtschaftet wurden. Häufig bieten sie viel Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten und sind reich an Biodiversität.
Wildflüsse und unberührte Flussufer
Naturnahe Flüsse und ihre Ufer sind frei von menschlichen Eingriffen wie Staudämmen und Begrenzungswänden. Dadurch weisen sie natürliche Überschwemmungsdynamiken auf und bieten ebenfalls wichtige Lebensräume für aquatische Arten.
Naturschutzgebiete
Diese speziellen Gebiete werden geschaffen, um naturnahe Bedingungen zu bewahren und die Erhaltung seltener und/oder gefährdeter Arten zu fördern. Sie umfassen alle möglichen Arten von natürlichen Lebensräumen wie unter anderem Küsten, Wälder oder Grasland.
Feuchtgebiete und Sümpfe
Naturnahe Feuchtgebiete sind ungestörte oder wiederhergestellte Ökosysteme wie beispielsweise More, die wichtige Ökosystemleistungen wie Wasseraufbereitung, Überschwemmungsschutz und lebensraum für Wasservögel und hochspezialisierte Organismen bietet.
Es hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, ob ein Ökosystem als naturnah oder naturfern bewertet wird. Darunter fallen die Art und Intensität menschlicher Eingriffe, die vorhandene Artenvielfalt, die Geschichte des Gebiets sowie die angestrebten Umweltziele. Auch naturnahe Ökosysteme sind heutzutage beispielsweise selten gänzlich von menschlichen Eingriffen und Aktivitäten unbeeinflusst.
Naturschutzmaßnahmen wie unsere Biotopprojekte zielen in der Regel darauf ab, naturnahe Bedingungen wiederherzustellen oder zu unterstützen, um die ökologische Gesundheit und Nachhaltigkeit eines Gebiets zu steigern und die Biodiversität zu bewahren.